Markus Hinterreiter hat sich bei der oberbayerischen Meisterschaft im Schach am vergangenen Wochenende in Westerndorf-St. Peter mit 4,5 von 5 Punkten durchgesetzt. Den zweiten Platz sicherte sich mit einem fulminanten Schlussspurt mit 3,5 Punkten Michael Sandner von der Spielgemeinschaft Traunstein-Traunreut. Hinter ihm, dank der besten Feinwertung in der Gruppe mit drei Punkten, Rudolf Kobl von der Schachgemeinschaft Pang Rosenheim.

Der Trostberger Hinterreiter startete mit der vollen Ausbeute -- drei Punkte aus drei Partien -- und so lag er bereits am Ende des zweiten Tages einen vollen Punkt vor dem Verfolgerfeld, das sich gegenseitig die Punkte abnahm. Dabei war der Sieg in Runde zwei gegen den Mitfavoriten Dr. Straub vom TSV Ingolstadt Nord etwas wacklig. In besserer, aber hoch taktischer Stellung, die aus der geschlossenen Tarrasch Variante der französischen Eröffnung erwuchs, übersah der Alzstädter, dass der Gegner den eigentlich gedeckten Läufer mit der Dame schlagen kann, weil nach Zurückschlagen der Turm auf der nun offenen e-Linie dem weißen König Grundreihenmatt gibt. Der Ingolstädter revanchierte sich allerdings in hochgradiger Zeitnot drei Züge später und so beendete der Trostberger die Partie mit einem Qualitätsopfer im Zwischenzug.

 

In der vierten Runde führte Hinterreiter gegen den erstgesetzten Rosenheimer FIDE-Meister Rupert Prediger die weißen Steine. Dabei bekam der Alzstädter die nächtliche Eröffnungsvorbereitung im modernen Aufbau der Aljechin-Verteidigung aufs Brett. Prediger zeigte sich davon allerdings unbeeindruckt und führte mit dynamischem Spiel, einem Qualitätsopfer, eine Stellung mit beiderseitigen Chancen herbei. In dieser entschied sich Hinterreiter, insbesondere Aufgrund des Turnierstands, das Remis zu forcieren statt riskant auf Gewinn zu spielen, auch wenn in der Schlussstellung weiß wohl bei korrektem Spiel objektiv die besseren Aussichten hat.


Somit war klar, dass in der letzten Runde vermutlich ein Remis zum Titel reicht. Einzig Dr. Straub hätte Hinterreiter zwar mit einem Sieg gegen Sandner noch einholen können, in diesem Fall allerdings aufgrund der schlechteren Feinwertung vormutlich auch den Kürzeren gezogen. Rudolf Kobl spielte allerdings mit den weißen Steinen ambitioniert auf Sieg, denn auch er hatte im Falle des Gewinns noch Chancen auf den Titel. Er wählte die in einer solchen Situation wohl unangenehmste Variante des scharfen Sweschnikow-Sizilianers. Weiß opfert den Läufer für zwei Bauern und nimmt damit dem schwarzen König mit seinen dominanten Springern im Zentrum das Rochade-Recht. Insbesondere gegen einen Gegner mit den Computer-Varianten im Kopf kein Wunschszenario. Gerade in solchen Stellungen ist die Maschine dem Menschen seit Jahrzehnten hoch überlegen. Beide Seiten spielten die nächsten 15 Züge gut und Hinterreiter konnte seine Figuren schließlich entwirren, sodass nach einem Rück-Qualitätsopfer das Läuferpaar voll zur Geltung kam und die weißen verbundenen Freibauern aufhalten konnte, da auch Gegendrohungen aufgestellt wurden. So gewann Hinterreiter auch diese Partie und wurde oberbayerischer Meister.

 


Die aus den fünf gespielten Partien berechnete DWZ-Leistung entspricht mit 2428 der eines internationalen Meisters.