Der US-amerikanische Großmeister Fabiano Caruana hat souverän das FIDE Kandidatenturnier in Berlin gewonnen und wird somit der nächste Herausforderer von Magnus Carlsen. Das Match um die Schachkrone wird im November 2018 in London statt finden.

Nach einem starken Sieg in der ersten Runde, wo er seinen Landsmann Wesley So einfach überspielte ohne wirklichen Vorteil als Weißer aus der Eröffnung gezogen zu haben, und zwei teils glücklichen Remisen in den beiden darauffolgenden Runden übernahm Fabiano Caruana in einer Achterbahn-Partie gegen den - in diesem Turnier sehr risikofreudigen - Ex-Weltmeister Vladimir Kramnik in der vierten Runde die Führung (siehe Foto 1) , die er dann auch nicht mehr hergab.

Auch für Bilder mit Fans stand er nach ¾ Punkten gerne bereit (Siehe Foto 2).

Allerdings ging er, nachdem ihn der Russe Sergei Karjakin nach besserer Eröffnungsvorbereitung und methodischem Qualitätsopfer in der zwölften Runde geschlagen hatte, punktgleich mit dem Aserbaidschanen Shakhriyar Mamedyarov und je einen halben Punkt vor Karjakin und dem ersten chinesischen Teilnehmer eines Kandidatenturniers, Großmeister Ding Liren in den letzten Ruhetag.

So kam es zu zwei sehr spannenden Final-Runden, wo der amerikanische Großmeister letztendlich zweimal gewann und in der Partie gegen Grischuk sogar noch den Sieg holte, obwohl ein Remis, welches der russische Zeitnot-Fetischist wohl sofort angenommen hätte, die Teilnahme beim WM-Kampf gegen Carlsen klar gemacht hätte (Siehe Foto 3 – Sven Steinberg).

Shakhriyar Mamedyarov festigte sein starkes Jahr 2017 mit einer guten, soliden Leistung, auch wenn es am Schluss nicht ganz reichte.
Der chinesische Großmeister Ding zeigte, wie gut er wirklich Schach spielen kann, weil er mit - verglichen zu den anderen Topspielern - moderater Eröffnungsvorbereitung sich als sehr zäh erwies und so als einziger Teilnehmer gar keine Partie verlor.
Sergei Karjakin zeigte, wie er zu wichtigen Anlässen immer sein bestes Schach abrufen kann und kam nach einem katastrophalen Start mit zwei Weiß-Niederlagen an den Rande eines Turniersiegs.
Vladimir Kramnik stellte sein
e frühere “Drawnik” Repuation und zeigte teils irre risikofreudiges und somit auch immer unterhaltsames Schach.
Alexander Grischuk blieb im Rahmen seiner Möglichkeiten und lief vor Allem in den Pressekonferenzen zu Höchstform auf.
Und Levon Aronian und Wesley So zeigten, dass sie (im Falle des Armeniers leider immer -) noch nicht dem Druck gewachsen sind.

So wird Caruana der erste Teilnehmer eines WM-Matchs seit Bobby Fischer vs. Spassky 1972. Er ist auch der erste Herausforderer Carlsen's, der jünger ist als Ersterer.

Ich denke, ich spreche auch für Aldo, Hans, Sven und Simon, wenn ich sage, dass es schön war die Topspieler mal Live zu erleben. Schön, dass solch ein Turnier in Deutschland ausgetragen wurde – auch wenn es an der Organisation haperte, wie einige Spieler anmerkten.